In dieser Kategorie gehts um gesellschaftliche Themen, gerne auch mal um philosophische Extrakte der täglichen Nachrichtenflut und ja, auch um Politik (soweit sich ein Thema nicht in die Kategorie „Digitale Freiheiten“ lässt). Und überhaupt, Meta halt.
ich möchte es kurz und knapp halten: wenn es bei der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur noch darum geht, Kosten zu sparen, um einer bestimmten politischen Strömung nach dem Mund zu reden, vor der unsere Rundfunkanstalten (leider wohl nicht zu Unrecht) eine nicht greifbare Angst verspüren, und dies dann letztlich auf Kosten des wichtigsten seelischen Guts, nämlich der Kultur, geht – natürlich spreche ich hier über den Vorschlag der Streichung des Europäischen Satelliten-Gemeinschaftsprogramms „3sat“ – dann ist die Strategie der Populisten leider bereits aufgegangen; dann ist es mit der Kultur in unserem Land nicht mehr weit her.
Dann ist der Weg geebnet zur – es tut mir leid, dieses Wort nutzen zu müssen – Volksverdummung. Wenn uns die Kultur, die eigentlich das Wichtigste ist, das den Menschen ausmacht, nichts mehr wert ist, dann habe ich wenig bis keine Hoffnung mehr, weder darauf, dass „am Ende noch alles gut wird“, noch darauf, dass es dann wohl noch nicht das Ende sei.
Ich appelliere aufs Eindringlichste an Sie, dem so immens wichtigen Journalismus über die Kultur und die Kulturschaffenden in unserem Lande und in ganz Europa nicht auch noch eine der letzten öffentlichen Bühnen zu entziehen und von dem Vorschlag der Einsparung dieses wichtigen Fernsehprogramms Abstand zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen Fabian Schneider
Den obigen offenen Brief habe ich angesichts der aktuellen Planungen am 04.10.2024 an die Rundfunkkommission übermittelt und kann nur darum bitten, es mir gleichzutun und sich außerdem einer der verschiedenen Petitionen anzuschließen, z.B. dieser.
Ostern ist ein schönes Fest, nicht nur für Christ*innen. Und allen, die es feiern, gönne ich das von Herzen. Doch es gibt ein Problem mit seinem zentralen Narrativ. Ein paar Gedanken eines christlich geprägten, aber immer skeptisch gewesenen Agnostikers zu Gerechtigkeit und Gleichheit – so kurz und knapp, wie ich kann.
Jedes Jahr zu Ostern feiert die christliche Welt – und, wenn wir ehrlich sind, können wir das auf „die westlich-abendländische, christlich geprägte“ Welt erweitern – das Osterfest, das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr. Die Diskussion, ob es sich dabei ursprünglich um ein heidnisches Fest zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostara handelt, möchte ich hier gar nicht anreißen (Kurzfassung: die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich bei dieser Erzählung um einen etymologischen Irrtum handelt, der letztlich in der NS-Zeit für Propagandazwecke missbraucht wurde und sich bis heute vor allem im rechten Milieu großer Beliebtheit erfreut – es existiert aber auch die nicht vollständig be- oder widerlegbare Gegenthese, dass die christlichen Kirchen genau diese Sicht der Dinge heute am liebsten verbreiten, um davon „abzulenken“, dass viele christliche Feste schon irgendwie vorher da waren und – was historisch bewiesener Fakt ist – die Daten, an denen wir sie feiern, auf christlichen Konzilen mehr oder weniger per Dekret festgelegt wurden und dabei durchaus durch die Daten vorchristlicher Bräuche beeinflusst wurden).
Worüber ich heute schreiben möchte, ist aber tatsächlich das christliche Ostern. Was dabei im Mittelpunkt steht, ist die Auferstehung Jesu. Doch in Wahrheit geht es nicht „nur“ darum, dass hier jemand, der für „die Sünden der Welt“ (peccata mundi) gestorben ist, nach drei Tagen auferstanden ist. In Wahrheit steht genau eine Sache im Mittelpunkt: das Leben nach dem Tod.
Das Leben nach dem Tod ist eines der zentralen Religionsversprechen des Christentums, und leider auch eines der meistinstrumentalisierten der Institution Kirche, des Systems Glaube. Das ist bekannt, das bekommen wir, wenn wir den Religionsunterricht besuchen, hierzulande spätestens, wenn das Thema Reformation auf dem Lehrplan steht, auch gut vermittelt. Die Geschichte geht ganz einfach – die „Glaubensautorität“, in dem Fall die (katholische) Kirche, verspricht dir: lebst du „hier unten“ immer schön artig, fromm und sündenfrei (oder zahlst entsprechend für den ein oder anderen Ablassbrief), dann profitierst du nach dem Tod vom ewigen Leben in Frieden und Gerechtigkeit – im „Himmel“.
Lässt sich halbwegs gut mit Aussagen aus der „heiligen Schrift“ begründen und funktioniert für eine Kirchenobrigkeit, die davon profitiert, dass ihre „Schäfchen“ schön das machen, was sie sollen (und dann auch gerne mal klingende Münze für entsprechende Verfehlungen springen lassen), jahrhundertelang erschreckend gut.
So weit, so bekannt. Es gibt aber einen zweiten Aspekt, der bei der Betrachtung dieses ganzen Auferstehungs- und Leben-nach-dem-Tod-Narrativs regelmäßig unter den Tisch fällt: der (durchaus auch von der Kirche schon jahrhundertelang betonte) Gedanke: „Vor Gott sind alle Menschen gleich“.
„Vor Gott“ – das heißt übersetzt: nach dem Tod. Dann nämlich, wenn „gerichtet“ werden soll. Genau dann soll Gerechtigkeit herrschen. Nun ja, zumindest sollen alle nach den gleichen Maßstäben – ob die nun sinnvoll sind oder nicht – behandelt werden.
Und genau da spielt eben ein zweiter Aspekt der kirchlich-religiösen Unterdrückung (neben dem „lebe so, wie wir das sagen, sonst ist eh nix mit Himmel“) hinein: dieses Versprechen, dass ja letztlich, nach dem Tod, in jedem Falle „Gerechtigkeit“ herrschen soll. Und dieses Versprechen, so mein Eindruck, soll nur vordergründig Trost und Zuversicht spenden (im Übrigen ist hier, wie so oft im Zusammenspiel von Glaube und religiöser Institution, der Grat zwischen „Trost“ und „Vertrösten“ sehr, sehr schmal).
In erster Linie soll dieses Vertrösten auf die große Gerechtigkeit nach dem Tod auch eine Rechtfertigung, eine Absolution dafür sein, dass all die Privilegierten, Mächtigen, Oberen (kirchlich wie weltlich) zu Lebzeiten jahrtausendelang und bis heute von ihren Privilegien, ihrer Macht, ihrem Reichtum profitieren.
Motto: stimmt schon, „der Papst lebt herrlich in der Welt“, Kaiser und König auch – aber hey, nach dem Tod, da sind ja eh alle gleich, also nerv uns Obere jetzt mal zu Lebzeiten nicht so mit Gerechtigkeit, lieber frommer Christ.
Die Kirche als Institution und auch ihre Predigenden sind und waren mit Segenswünschen, salbungsvollen Worten für Verstorbene, Osterfrieden und so weiter immer schnell dabei. Was aber viel wichtiger wäre: können wir nicht einfach alle gemeinsam alles daran setzen, dass hier und jetzt, auf unserem Planeten, zwischen uns Menschen, die wir darauf leben, endlich mal Gerechtigkeit einkehrt, eine wirkliche Gleichbehandlung, Ende von Ausgrenzung von Minderheiten, Frieden zwischen Völkern und Gruppierungen jedweder Art? Wäre das nicht das oberste Ziel?
Für mich ist das ein – und beileibe nicht das einzige – Problem mit der ach so schönen Auferstehungsgeschichte. Beim Thema Religionskritik möchte ich gar nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen und ganz bestimmt niemandem das Osterfest madig machen, beileibe nicht!
Ich finde nur, über diesen Aspekt muss gesprochen werden. Wie es im Übrigen Kurt Marti als einer der Wenigen recht prominent in seinem Gedicht „Anderes Osterlied“ schon im Jahr 1969 getan hat, ein Gedicht, dass dann nur ein Jahr später Peter Janssens – sorry, trotz Sacro-Pop – kongenial vertonte (auf die Melodie des Osterhymnus „Christ ist erstanden“).
Für das Stück wandelte Janssens den Text leicht vom Original Martis ab, und so beginnt es mit diesen so treffenden Zeilen – zusammen mit dem stampfenden Beat in Moll eher an ein sozialistisches Arbeiterkampflied erinnernd als an einen Osterhymnus:
Ich finde: wenn wir das mit der Gerechtigkeit auch mal vor dem Tod hinbekämen, können wir von mir aus gerne darauf pfeifen, was nach dem Tod ist – aber auch gerne daran glauben, dass die Gerechtigkeit da weitergeht. (Pro-Tip: schon mal von Karma gehört? Auch kein übles Konzept!)
Aber bitte, bei allem: das Hier und Jetzt ist es, das Gerechtigkeit am meisten bräuchte. Und am meisten davon profitieren würde. Sozial wie politisch. Zwischen Geschlechtern aller Art. Zwischen gesellschaftlichen „Schichten“. Zwischen Mensch und Natur.
„Der einzige Fortschritt, den wir noch erreichen können, ist die Erkenntnis, dass wahrer Fortschritt nur in der Abkehr vom Zwang des ewigen Fortschritts liegen kann.“
… und dafür auf zwei „neuen“ DVB-S2-Transponder ihre Radioprogramme im AAC-LC-Codec auf. So weit, so technisch. Und so alt die Nachricht: bekannt ist das mittlerweile schon seit fast einem Jahr, der Probebetrieb der AAC-Sender läuft bereits seit Juni 2021 mehr oder weniger holprig. Nun wird es bald so weit sein: ab dem 14.12.2021 soll auf dem alten Transponder nur noch eine Hinweisschleife zu hören sein, Ende 2021 ist dann komplett Schluss mit Transponder 93.
Ich hab da so ein paar ganz persönliche Gedanken dazu, die ich an dieser Stelle gerne mit euch teilen mag. Hörfunk ist tatsächlich an sich nicht mein Metier, auch beruflich nicht, trotz der Tatsache, dass ich im Broadcast-Bereich tätig bin. So glaube ich, zumindest halbwegs einen Blick „von außen“ darauf zu haben, wenn ich sage, dass ich mit der Entscheidung der ARD doch arge Bauchschmerzen habe.
Grundsätzlich ist gegen den Umstieg auf neue Technik nichts einzuwenden, zumal wenn dadurch (wie es ja heißt) Kosten gespart werden können und eine technische „Zukunftssicherheit“ gewährleistet werden kann. Auf der anderen Seite bin ich ja auch ein ganz großer Fan der Sichtweise, bewährte Verfahren und Techniken nicht ohne Not abzuschalten oder ersetzen zu müssen, wenn diese ihren Zweck tadellos erfüllen. Ja, das Zitat zu Beginn dieses Posts stammt von mir selbst und zwar aus einem Blogbeitrag vom 24. März 2009.
Und genau in diesem Spagat findet sich wohl die ARD bei dieser Aktion wieder. Der alte Transponder war maximal kompatibel: Er war einer der letzten DVB-S-Transponder (nicht DVB-S2) – also auch mit wirklich altem Gerät, wie es zum Beispiel in alten, abbezahlten Kopfstellen von Gemeinschaftsantennenbetreibern seinen Dienst tut, oder auch Ommas altem SD-Satellitenreceiver, problemlos empfangbar. Der Codec war der für alle DVB-Geräte verpflichtend zu unterstützende, millionenfach implementierte und längst patent- und lizenzfrei dekodierbare „MPEG-1 Audio Layer II“-Codec.
Und da muss man jetzt einfach der Wahrheit ins Auge blicken, dass das neue Angebot auf den beiden neuen Transpondern im AAC-Codec nach wie vor mit vielen (selbst neueren) Receivern nicht oder nur in eingeschränkter Qualität nutzbar ist. Selbst wenn die ARD auf dieser Seite und in diversen Social-Media-Posts das Gegenteil behauptet und davon spricht, dass die meisten Geräte sich „schnell und einfach“ updaten ließen.
So klagen einige Hörer selbst bei eigentlich AAC-tauglichen Geräten über gelegentliche Aussetzer, Knackser und ähnliche Phänomene (Stand: November 2021); manche – selbst hochpreisige – Geräte, die noch im Laufe des Jahres 2021 verkauft wurden, sind vollständig inkompatibel zu AAC und lassen sich in einigen Fällen auch nicht updaten. Betroffen sind neben Satelliten- auch Kabelreceiver, die von den entsprechenden Kabelbetreibern – vor allem jenen, die das analoge UKW-Signal in ihrem Netz mittlerweile abgeschaltet haben – noch bis vor wenigen Monaten als UKW-Nachfolgegeräte an ihre Kunden vertrieben wurden.
Grund: Der Audio-Codec AAC ist im DVB-Standard zwar vorgesehen, für Gerätehersteller aus diversen Gründen (u.a. Lizenzgebühren) aber immer schon nur optional gewesen. Sprich: selbst 2021 durften und dürfen z.B. Kabelradios, die lediglich MP2 beherrschen, nicht aber AAC, als „DVB-C“-konform verkauft werden. Solche Geräte werden aber künftig beim ARD-Hörfunk stumm bleiben.
Ein weiteres, eventuell unterschätztes Problem sind die vielen (auch kleineren) oben bereits erwähnten Kabelnetzbetreiber (und ich spreche hier explizit nicht von Vodafone, Unity & Co.!), die ihre DVB-Umsetzer jetzt erneuern müssen. Dabei handelt es sich oft um lokal organisierte Vereine, die aber ganze Wohnanlagen („Gemeinschaftsantennenanlagen“) mit DVB-C und oft auch noch einem UKW-Signal im Kabel versorgen. Den Austausch der dafür nötigen (leider ziemlich teuren) sogenannten Kopfstellentechnik gegen DVB-S2- und AAC-taugliche Komponenten können sich viele kleine Betreiber (Vereine etc.) oft nicht leisten. Über DVB-C und UKW bleibt der ARD-Hörfunk in solchen Anlagen also vielerorts künftig stumm.
Privatsender, die weiterhin in MPEG-1 Audio Layer II (MP2) ausstrahlen, sind davon nicht betroffen. Hoffentlich verliert die ARD mit der Aktion also nicht am Ende viele Hörer an die Konkurrenz.
Eine interessante Quelle mit weiteren Infos zu den möglichen Auswirkungen der Abschaltung ist diese Seite (inklusive Petition, die die ARD zur Beibehaltung des alten Transponders bewegen sollte, mit – Stand Dezember 2021 – nur 800 von geplanten 10.000 Unterstützern aber wohl ihr Ziel grandios verfehlt hat).
Tatsächlich ist auch die Qualität der AAC-Übertragung nicht immer ebenbürtig, seltenst besser als das bewährte MP2 bei den extrem hohen Bitraten des alten Transponders. Mehrkanalton in AC3, der ebenfalls nach wie vor den De-Facto-Standard darstellt, weil er von allen (AV-)Receivern dekodiert und wiedergegeben werden kann, wird es bis auf eine Ausnahme (NDR Kultur) auf den neuen Transpondern ebenfalls nicht mehr geben. Einige Anstalten wie der Hessische Rundfunk werden mit ihren Kulturwellen künftig die Ausstrahlung von Surround-Programmen vollständig beenden (auch wenn auf der zugehörigen Website von hr2-kultur noch weiter munter damit geworben wird). Einige (z.B. BR-KLASSIK) versuchen, den AAC-Mehrkanalton-Standard zur Anwendung zu bringen, der von einigen Endgeräten zwar unterstützt wird, von einigen aber auch nicht. Im besten Fall transcodiert der DVB-S2-Receiver diesen Ton in ein kompatibles AC3-5.1-Signal und gibt es an den AV-Receiver weiter. Im schlechtesten Fall hört man bei den Surround-Sendungen gar nichts oder nur Mono-Ton.
Mein persönliches Fazit aus der Sache: Ich weiß einfach nicht, ob die ARD sich mit der Aktion tatsächlich einen Gefallen tut. Ein ASTRA-Transponder kostet viel Geld, das ist klar, doch durch die eigentlich bereits viel länger überfällige Abschaltung der SD-Übertragung diverser dritter Fernsehprogramme und geschicktes Umsortieren hätten sich grundsätzlich mehr Transponder einsparen lassen, als der eine, hochkompatible DVB-S-Hörfunktransponder. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass SES ASTRA im Jahr 2021 noch in einer so guten Verhandlungsposition ist, dass die ARD nicht ohne Probleme den Preis signifikant hätte runterverhandeln können. Im Zeitalter des sterbenden Linear-TVs und auch der immer mehr aussterbenden SNG-Übertragungen werden die Satellitenbetreiber noch auf vielen freien Transponderkapazitäten sitzen bleiben, sodass jeder vernünftige Verhandler auf der anderen Seite eigentlich jeden von der ARD gebotenen Preis für den ollen Tp 93 nehmen dürfte statt einer Abschaltung.
Aber wie gesagt – das ist nur meine persönliche Meinung, da steck ich nicht drin. Ich werde dem Transponder 93 mit seinen exzellenten Audioqualitäten von bis zu 320 kbit/s MP2 jedenfalls definitiv die eine oder andere Träne nachweinen.
„Die Tatsache, dass diese Impfgegner existieren, dass generell die Wissenschafts-Leugner und Schwurbler existieren, lässt sich nicht wegdiskutieren, vermutlich ist da auch niemand direkt schuld dran (naja, vielleicht generell das klassische deutsche oder westeuropäische „Bildungssystem“, das die Naturwissenschaften immer noch nicht als gleichwertige „humanistische Bildung“ zulässt wie die Kenntnis von Homer und Ovid; das System, in dem man sich beim Abendessen mit der befreundeten Familie oder auch der des Chefs eben gut und gerne trauen kann, zu sagen: „Also, wisst ihr was, meine Guten? Ich weiß bis heute nicht, wie so ein Elektromotor funktioniert, ha ha!“, sich aber niemand je die Blöße gäbe, ein „Also, wisst ihr was, ich hab noch nie was von Shakespeare gelesen und den Faust hab ich auch nie verstanden!“ in den Raum zu werfen, aber don’t get me started…!).“
Wie im letzten Post angedeutet, fällt es mir immer schwerer, mich nicht (auch noch!) zum allgegenwärtigen Thema „Corona“ und vor allem „Was macht Corona mit unserer Gesellschaft“ zu äußern. Auch wenn ich wirklich lange versucht habe, mich dazu zurückzuhalten, denn in meiner Situation hatte und habe ich zum allgemeinen Lamentieren und Klagen wenig Recht und Grund, denn mir und uns geht es, verglichen mit anderen Menschen, die stark unter der Krise zu leiden hatten und haben, sehr, sehr gut. Und dafür bin und bleibe ich dankbar.
Außerdem ist es ja so, dass einem allgemein immer übelgenommen wird, wenn man sich in einer Weise äußert, die auch nur im Entferntesten an eine „Told you so“-Mentalität erinnert. Das mag auch recht so sein, denn „Told you so“-Rufer haben wir tatsächlich schon immer genug gehabt und dass man „hinterher immer schlauer“ ist, stimmt auch.
In der aktuellen Krise gibt es aber einen großen Unterschied: viele der Wissenschaftlerinnen und Forschenden, die schon relativ früh (also in der ersten Jahreshälfte 2020) vor der Pandemie gewarnt und mögliche Szenarien und vor allem Gefahren bei Missachtung ihrer Warnungen und gebotenen Maßnahmen relativ genau vorgezeichnet haben, wurden hinterher ebenfalls mit diesem Argument abgespeist: hinterher könne man ja immer sagen, man hätte es vorher schon genau gewusst. Das Problem ist hier: sie haben es ja vorher genau gewusst, und an vielen Stellen war dies auch nachprüfbar und belegbar.
Ändert aber nichts: in der Gesellschaft kommen die, die es „immer besser wissen“ selbst dann schlecht an, wenn sie es wirklich besser wissen und sogar vorher nachweislich besser wussten. Gerade in einer Welt von Fake News und „Wissenschafts-Zweiflern“, in der wir uns leider mehr und mehr befinden.
Ich bin weder Virologe noch Epidemiologe, Biologe, Mediziner oder sonstwie ausgewiesener Experte – aber gerade deswegen vertraue ich auf die Expertise der vorgenannten Gruppen. Schon sehr früh habe ich habe mich von ebenjenen immer ziemlich gut informiert und beraten gefühlt, auch wenn die Politiker immer wieder behaupten, ja von nichts gewusst zu haben und „schlecht beraten“ worden zu sein. Mich zu dem Thema öffentlich zu äußern, wie zum Beispiel hier, habe ich oft vermieden, um eben nicht als Unken- oder Cassandrarufer dazustehen oder als jemand der hinterher immer alles vorher besser gewusst haben will.
Aber trotzdem, auch auf die Gefahr hin, mir das sagen lassen zu müssen, möchte ich heute – und ich versuche, es kurz zu machen, auch wenn es schwer fällt – auf ein paar Punkte eingehen, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie die Kern- und Ausgangspunkte der Probleme sind, vor denen wir heute stehen.
Zunächst ein paar Dinge, von denen ich glaube, dass sie von Anfang an von vielen falsch eingeschätzt und politisch falsch, schlecht oder doch zumindest unglücklich kommuniziert wurden:
„Ein paar Monate zusammenhalten, Zähne zusammenbeißen, und gemeinsam da durch…“
Es wurde sehr früh das Narrativ geprägt, dass diese Pandemie ein vorübergehender Zustand sei, ein paar Wochen, vielleicht Monate andauernd, und dass wir mit allen Kontaktbeschränkungen, Hygienemaßnahmen, Lockdowns usw. die Pandemie dauerhaft „hinter uns bringen“ würden.
Dass das nichts werden würde, war aus epidemiologischer und virologischer Sicht schon damals klar. Ein solches Virus verabschiedet sich nicht einfach und sagt „Tschö mit ö, ihr könnt die Masken wieder abnehmen und die Zettel auf euren Betriebstoiletten mit den Hinweisen, wie man sich richtig und lange genug die Hände wäscht, auch gleich mit. Braucht’s nicht mehr! Weiter wie früher! Adios!“
Im Gegenteil, es wird Varianten und Mutationen bilden und es wird vielleicht irgendwann auch nochmal ein ganz neues Virus kommen. Besser wär’s also, wenn wir die ganzen Abstands- und Hygieneregeln einfach mal nie wieder vergessen!
Allgemeine Lebensrisiken
Ein Thema, das ich bereits 2009 mal in diesem Beitrag gestreift habe: es gibt Dinge, vor denen schützen am besten der gesunde Menschenverstand und allgemeine Vernunft und Vorsicht. Trotzdem bleibt ein gewisses Restrisiko.
Genau zu diesen „Lebensrisiken“ gehört meiner Ansicht nach eben auch das Risiko, sich mit einer Krankheit anzustecken. Immer und überall. Wie gesagt: es ist ein Restrisiko, das man aber mit all den oben genannten Maßnahmen minimieren kann und muss.
Was ich momentan aber extrem gefährlich finde, sind Gedankengänge, nach denen eine bestimmte Person die „Schuld“ an der Ansteckung einer anderen Person oder Gruppe hat oder haben kann. Ich finde das recht problematisch, denn letztlich „schuld“ an einer Infektion ist ja schon noch das Virus, und für dessen Existenz kann wohl niemand etwas.
Obacht: Ja, ich weiß, genau dieses Narrativ wird auch von Corona-Leugnern und Impfgegnern und sonstigen sogenannten Querdenkern verwendet und daher füge ich nochmal ganz explizit hinzu, dass ich deren Interpretation und Folgerungen selbstverständlich nicht teile. Die folgern nämlich daraus, dass Impfungen nichts brächten, dass es zu einer Durchseuchung kommen müsse und nichts so gut hülfe, wie ein natürlich gestärktes Immunsystem.
Das ist natürlich ganz klar unverantwortlich und falsch! Schaut euch die Intensivstationen an, spätestens da wird deutlich, dass Nicht-Geimpfte selbstverständlich eine Verantwortung dafür tragen, dass das Virus sich weiter verbreitet und vor allem dafür, dass Intensivbetten belegt sind – auch für andere, vielleicht völlig COVID-unabhängige Patientinnen.
Dennoch möchte ich vor einer Diskussion warnen, die darauf abzielt, einzelne Menschen für die Infektion anderer Menschen direkt verantwortlich zu machen. Daran zerbrechen gerade Familien und Freundschaften.
Also, nie vergessen: niemand (keine Hygienemaßnahmen, keine Vernunft, und – das muss ich natürlich wissenschaftlich korrekt hier auch zugeben – leider auch keine Impfung zu 100%) kann einem garantieren, dass man nicht krank wird. Dennoch bringen alle Maßnahmen, allen voran natürlich die Impfungen, zusammen ganz ganz viel und müssen daher weiter durchgehalten werden.
(Trotzdem: Früher hat man ja auch nicht den Kontakt zur Omma oder Schwester abgebrochen, weil man sich bei ihr mit einem Schnupfen angesteckt hat. Corona ist freilich weit schlimmer, aber der Wirkmechanismus ist schon noch der gleiche. Das meine ich an dieser Stelle.)
„Eine allgemeine Impfpflicht wird es nicht geben!“
Vielleicht der größte Fehler in der Pandemie: man hat ganz einfach die Zahl der Impfgegner, Corona-Leugner, Wissenschafts-Skeptiker und sonstiger Schwurbler unterschätzt!
Man könnte jetzt Gesellschaftsstudien über die deutsche Bevölkerung in West und Ost anstellen und darüber spekulieren, woher das – wenn man sich die Impfquoten ansieht – möglicherweise spezifisch deutsche und vielleicht noch spezifischer ostdeutsche Problem kommt, alles „von oben“ in Frage zu stellen. Misstrauen dem Staat gegenüber könnte hier ja eventuell eine rückwirkende Gegenreaktion auf Überwachung, Unterdrückung usw. des ehemaligen DDR-Regimes sein. Im Westen könnte es ebenfalls eine Haltung sein, die wir im Zuge der Aufarbeitung der Taten des NS-Regimes gelernt haben – und diese Haltung, diese Vorsicht, diese Achtsamkeit, dass eine solche Kontrolle von oben, eine „Gleichschaltung“ nie wieder passieren darf, ist grundsätzlich absolut nicht falsch. Im Gegenteil! Generationen von Sozialkundelehrern haben sehr viel Herzblut hineingesteckt, dass dies nie vergessen werden darf, und werden mir sicherlich beipflichten.
Aber diese Gesellschaftsstudien möchte ich hier gar nicht führen. Ich beobachte nur seit Jahren, dass gerade aus, nun, ich sage mal, „wissenschaftsferneren“ Kreisen (und ja, auch wenn es ganz bestimmt niemandem gerecht wird und ich damit ganz viele über ein- und denselben Kamm schere, nenne ich da jetzt mal in einem Atemzug, einfach als lockere Aufzählung: Esoteriker, sogenannte „Querdenker“, Wissenschaftsskeptiker, Populistinnen, Impfgegnerinnen, Anthroposophen, Homöopathen, sprich, alle, die sich aus dem einen oder anderen – vereinzelt ganz bestimmt auch richtigem – Grund gegen die „alte“, evidenzbasierte, aus deren Sicht aber „böse“ Wissenschaft und Schulmedizin wenden) immer lauter werdende „Meinungen“ ertönen, die Impfungen ablehnen.
Teils mit Argumenten, bei denen leider nicht mehr viel hilft. Sprich – einen Teil dieser Menschen erreicht man auch mit sachlichem, liebevollem Erklären und Aufklären nicht mehr.
Stichwort Aufklären übrigens: meiner Ansicht nach war die Impfkampagne der offiziellen Stellen (Gesundheitsministerium, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Gesundheitsämter usw.) sehr, sehr dünn. Wo waren denn die flächendeckenden Plakate mit Promis, die fürs Impfen warben? Sicher, hier und da mal eins oder auch zwei hat man gesehen, aber das hätte einfach viel mehr sein müssen. Und gerade in die oben erwähnten „Bubbles“ hinein gerichtet sein müssen. Influencer influencen heutzutage doch für jedes noch so überflüssige Quatschprodukt – hätte man denn da nicht ein paar zur Zusammenarbeit bewegen können?
Aber zurück zu den Impfgegnern – und zwar genau den harten Fällen, bei denen auch eine Aufklärungskampagne nicht mehr geholfen hätte.
Die Tatsache, dass diese Impfgegner existieren, dass generell die Wissenschafts-Leugner und Schwurbler existieren, lässt sich nicht wegdiskutieren, vermutlich ist da auch niemand direkt schuld dran (naja, vielleicht generell das klassische deutsche oder westeuropäische „Bildungssystem“, das die Naturwissenschaften immer noch nicht als gleichwertige „humanistische Bildung“ zulässt wie die Kenntnis von Homer und Ovid; das System, in dem man sich beim Abendessen mit der befreundeten Familie oder auch der des Chefs eben gut und gerne trauen kann, zu sagen: „Also, wisst ihr was, meine Guten? Ich weiß bis heute nicht, wie so ein Elektromotor funktioniert, ha ha!“, sich aber niemand je die Blöße gäbe, ein „Also, wisst ihr was, ich hab noch nie was von Shakespeare gelesen und den Faust hab ich auch nie verstanden!“ in den Raum zu werfen, aber don’t get me started…!).
Dass aber in den letzten Wochen auch durch die Medien die Gruppe der Ungeimpften gegen die der Geimpften (und umgekehrt) regelrecht gegeneinander aufgebracht wird, lässt mich wirklich sehr schockiert zurück. Diese Spaltung der Gesellschaft ist ganz sicher eine falsche Entwicklung. Richtiger wäre gewesen, einfach seitens der Politik sehr schnell anzuerkennen, dass man mit dem Ausschließen einer generellen Impfpflicht schlicht einen Fehler gemacht hat, und diese nachträglich einzuführen.
Und die Sache mit der Meinungsfreiheit
Leider bringt man sich mit einer solchen Aussage schnell in die Not, erklären zu müssen, ob man denn dann nun Respekt vor der persönlichen Entscheidung, der persönlichen „Meinung“ der nicht Geimpften habe oder nicht. Und da will ich ganz deutlich werden: Ja, Respekt vor dieser Entscheidung jedes und jeder Einzelnen habe ich. Denn es ist grundfalsch, eine Maßnahme (wie die Impfung) einerseits nicht verpflichtend einzuführen, und andererseits unterschwellig Druck auf diejenigen, die sich dann dagegen entscheiden, auszuüben – in welcher Form auch immer. (Ein weiterer Grund, warum die Entscheidung der Politik, eine Impfpflicht abzulehnen bzw. auszuschließen, fatal war).
Aber – bevor es jetzt endgültig so klingt, als hätte ich „Verständnis“ für „Impfgegner“ bzw. deren Entscheidungen, will ich auf den springenden Punkt kommen: es geht hier einzig und allein um das „Mindset“, aus dem heraus eine solche Entscheidung getroffen wird. Die Beweggründe, die dann von der entsprechenden Klientel in vielen Fällen leider sehr laut und öffentlich verkündet werden. Sehr oft werden von den Querdenkern und Impfgegnern hier pseudowissenschaftliche „Erkenntnisse“ angeführt, die dann angeblich unter die Meinungsfreiheit fallen.
So kürzlich geschehen in Hessen, wo einem Lehrer, der behauptet hatte, bei der Corona-Pandemie handele es sich um eine Verschwörung, zu recht gekündigt wurde.
Und damit möchte ich den Kreis zum Thema der Spaltung der Gesellschaft schließen: Ja, ein Aufwiegeln der Gesellschaft gegeneinander ist grundfalsch und gefährlich, und prinzipiell sollte man alle Meinungen (die auch wirklich Meinungen sind) im Diskurs akzeptieren und niemanden aufgrund seiner Meinung abwerten. Leider immer wieder nötig, und deshalb wiederhole ich es auch noch einmal, ist aber hierbei der immens wichtige Hinweis, dass man wirklich nur Meinungen akzeptieren sollte, die auch tatsächlich Meinungen sind!
Bestimmte Aussagen, wie zum Beispiel „Ich bin der Meinung, Viren existieren nicht“ oder „Ich bin der Meinung, Bill Gates verimpft uns Mikrochips“ sind schlicht keine Meinungen, sondern nachprüfbar unwahr.
Oder vielleicht eine kurze Analogie zum Fall des Lehrers von oben: eine Lehrerin, die im Unterricht behauptete, die Summe aus 1 und 1 sei 5,23 oder Beethoven hätte von 1901 bis 2003 gelebt oder „Die Glocke“ sei von Shakespeare, nicht von Schiller, würde ja auch zu recht rausgeworfen, und zwar vermutlich ohne großen Aufschrei aus der entsprechenden Szene…
Seid nett zueinander!
Dennoch, um es zum Schluss nochmal klar zu sagen, bleibt nett und fair zueinander. Spaltung und Hetze bringen uns alle nicht weiter! Es gehört zu einem menschlichen Miteinander, dass auch Menschen, die diese „Nicht-Meinungen“ glauben, haben zu müssen, keine Erniedrigungen oder persönlichen Angriffe verdient haben, sondern vielmehr Aufklärung und Auseinandersetzung.
Informieren, Überzeugen, Zusammenführen statt Spalten. Das ist es, was unsere Gesellschaft jetzt braucht.
Und natürlich allem voran: Impfungen! Wenn’s nicht anders geht, eben mit einer Pflicht. Was muss, das muss!
Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, wie absurd die schiere Existenz von Teletext heutzutage ist?
Ursprünglich als Erweiterung des Fernsehsignals um Zusatzinformationen gedacht und in „sowieso nicht genutzten“ Stellen des Videosignals übertragen (nämlich in der vertikalen Austastlücke, auch VBI genannt), gibt es heute in der gesamten Signalkette zwischen der Person, die den Teletext redaktionell und technisch erstellt und derjenigen, die sie zu Hause am Fernseher konsumiert, praktisch keine Stelle mehr, an der er wirklich in der vertikalen Austastlücke irgendeines Videosignals (und somit quasi „nebenher“, ohne zusätzlichen Aufwand) transportiert würde!
Ja! (Keine Angst, es folgt jetzt kein grundsätzliches Plädoyer gegen Teletext oder so…)
In den Sendeanstalten ist es seit der Umstellung auf HDTV und damit der flächendeckenden Verwendung sogenannter HD-SDI-Signale im Funkhaus gar nicht mehr (standardkonform) möglich, Teletextsignale oder überhaupt „Datenzeilen“ im klassischen Sinne in das Videosignal zu insertieren, schlicht weil es dafür keinen Standard gibt. Nicht, dass es nicht möglich wäre („Bits übrig“ sind massig im HD-SDI-Signal und für alle möglichen Arten von Timecode, Ton, Beschreibung des Bildformates etc. gibt’s auch Standards, wo im Signal man die nun unterzubringen habe – nur für klassische SD-VBI-Daten noch nicht). Also wird in den Sendern der Teletext per Netzwerk (jawohl!) übertragen, oder, noch schlimmer: alleine für diesen Zweck existiert ganz einfach noch eine analoge SD-Videostrippe die „nebenher“ läuft und nur die Zeilen der Austastlücke quasi „zum Sendemast“ transportiert. Da gehts dann nämlich erst richtig los:
Auf dem digitalen Übertragungsweg (DVB-S/S2, DVB-T/T2, DVB-C/C2) gibt es nämlich schon lange vor HDTV, seit mindestens 10 Jahren, keine vertikale Austastlücke mehr. Stattdessen müssen die Daten, die dort zu analogen Zeiten übertragen worden wären, umständlich in digitale Datenpakete „umverpackt“ und als extra Datenstrom mit eigener „PID“ (Program ID) gesendet werden.
Und schlussendlich gibt es, seit sich HDMI als Verbindung zwischen Receiver und Fernseher gegenüber SCART durchgesetzt hat, auch gar keine Möglichkeit mehr, die Teletextdaten an den Fernseher zu übertragen, schlicht weil es in HDMI ebenfalls keine „Austastlücke“ mehr gibt!
Sprich: Der Receiver selbst muss den Teletext dekodieren und quasi „als Bild“ anzeigen, was dann auf dem Fernseher sichtbar wird.
An der ganzen Kette ist also praktisch nichts mehr so wie früher, es ist ein wildes Hin- und Her-Ge-„wrappe“ von Datenströmen, um immer der jeweils nächsten „Schicht“ die „alten Verhältnisse“ vorgaukeln zu können (JA, klar: es ist möglich – und viele Receiver machen das auch – , aus dem ganzen Teletext-Strom wiederum – ja, jetzt wird’s traurig – analoge Daten-Videozeilen zu generieren, die dann am SCART-Ausgang wieder in die Austastlücke eingetastet werden). Damit Omas Röhrenfernseher mit Teletextdekoder alles so vorfindet, wie vor 30 Jahren…). OK, ganz so dumm ist die Sache mit der Kompatibilität ja auch gar nicht – wird ja auch anderswo gemacht, schließlich ist so ein Videosignal auch heute noch zu Schwarz-Weiß-Fernsehern kompatibel…
Auf der anderen Seite hatten es Nachfolgeangebote wie MHP, DigiText, intercast, Zap2Web und wie sie alle hießen, nie eine Chance sich durchzusetzen. Und das, obwohl sie grafisch und technisch viel ansprechender sind, als der Teletext, den damals die BBC im Jahre 1976 erfunden hat und der heute ja im Prinzip noch genau so aussieht.
Ich frage mich: Warum? Auch so, wie es jetzt ist, ist eigentlich nichts mehr „wie es war“ und über all die Jahre wurde mannigfaltig neuimplementiert (z.B. Routinen, um aus analogen Teletextzeilen die Daten für die DVB-PID zu machen; Routinen, um das ganze wieder aus einem DVB-Multiplex rauszuextrahieren, zu dekodieren und als Bild zu „zeichnen“, damit man es am ultramodernen Flachbildfernseher über HDMI auch ansehen kann).
Keine Angst, das hier soll – immer noch – kein Plädoyer gegen den guten (?) alten (!) Teletext sein, er hat sicher seine Berechtigung, zumindest gehabt. Dennoch: wir haben heute überall und immer Internetzugang. Wäre es nicht sinnvoller, auf das ganze Teletext-Geraffel ein für alle mal zu verzichten, spätestens jetzt, wo fast alle neuen Fernseher sowieso einen LAN-Anschluss haben?
Oder, wenn man denn unbedingt mit dem Fernsehsignal Zusatzdaten übertragen will: Doch mal umzustellen auf was HTML-basiertes an Stelle des antiquierten 40-Zeichen-24-Zeilen-Bildschirmtext-Standards (CEPT)? Wenn ja doch – ich wiederhole mich wieder – sowieso an keiner Stelle der Signalkette mehr der Teletext so übertragen wird wie früher, also im Videosignal „inhärent“ und ohne dabei Aufwand zu verursachen?
Stattdessen dieser Tage extra LAN-Infrastrukturen in den Sendern geschaffen werden müssen, nur um die paar Bits/s zum Sendemast transportieren zu können…
Es kostet den Gebührenzahler eigentlich „unnötig“ Geld, wenn die Anstalten – nur für diesen Service! – beim HD-Umstieg ganzer Sendeabwicklungen allerlei technische Klimmzüge machen müssen, nur um auch im Jahre 2011 noch Klötzchengrafik in die Wohnzimmer bringen zu können! (Ich mag sie trotzdem, die alte Klötzchengrafik, ja…)
Wie auch immer, ich schätze wohl, dass jegliche Elaboration gegen Teletext (was das hier wirklich nicht sein soll!) bei eingefleischten Teletext-Fans ohnehin auf Granit stoßen wird: Die würden auch wenn nur für Teletext eine DSL-Leitung zusätzlich zum HD-Sat-Receiver ins Haus gelegt werden müsste, nicht drauf verzichten wollen. Und dann den Web-Teletext auf www.tagesschau.de oder www.zdf.de aufrufen…
Daher: keine Sorge, den Teletext wirds wohl (zum Glück oder leider?) auch in 10 Jahren noch geben. Mindestens.
[Update: Für alle, die auch die Bits & Bytes „hinter“ Teletext verstehen möchten, habe ich ein paar Details zu den technischen Hintergründen von Teletext zusammengetragen, und zwar im Artikel „Teletext wirklich verstehen“, der ab sofort im Bereich „Texte“ zu finden ist.]